Rumänien musikalisch neu entdeckt Partita Radicale in Dresden ... ein innerer Monolog
zwischen Traumverlorenheit und manischer Heimsuchung Unter der Prämisse, sich
gerade fern von Beliebigkeiten und improvisatorischen Allgemeinplätzen
eine eigene, unverwechselbare Klangsprache zu erspielen, bleibt die Musik
jederzeit dem Augenblick der Brechung, dem produktiven Störfaktor verpflichtet
- und wird dadurch erst lebendig. Eine wohltuende dynamische Maxime also,
deren zukünftigen Perspektiven man mit Spannung entgegensehen darf. Man lacht über die Badeentchen, die den Musikern hinterherrollen,
und ist verzaubert und berührt von den intensiven Improvisationen der
MusikerInnen. (…) Hier wurden nicht Musiker als Schauspieler verkauft,
sondern die Musik um ihre immer immanente Theatrale Ebene erweitert. „krimi“ spielt mit dem
Genre. Die Musik-Theater-Symbiose verweigert ihren Personen die Erlösung
und dem Publikum die Auflösung. (...) Die Rollenverteilung verschwimmt:
die Musiker sind auch Personen im Stück, dieses wird dadurch zu einem
theatralischen Konzert oder musikalischem Theater. Wenn dann die Instrumente
bedrohliche Atmosphäre unterlegen, die sich unbewußt durch die
Ohren in den Hinterkopf schleicht, eröffnet sich ein tiefer Zusammenhang. Die jungen Künstler vermochten
es, filigranste und teilweise kaum noch wahrnehmbare klangliche Strukturen
mit phantastischen Ausbrüchen zu kombinieren und zu kontrastieren. (...)
Die Entwicklung der Stücke vollzog sich mitreißend und steigerte
sich oftmals bis ins Groteske, um dann häufig mit großer Fallhöhe
pointierend aufgelöst zu werden. Das Programm Abaculi enthielt
Stücke, deren Wurzeln in europäischer Kammermusik, ethnischer Volksmusik,
atonalen Genres und neuer elektronischer Musik liegen. Das Ensemble bot mehr
als Musik im engeren Sinne; es baute Räume, schaffte Welten um sich herum. (...) eine improvisierte Musik in dem surrealistischen
Klima der 20er Jahre, in einem Klangfarbenhorizont, der durch außereuropäische
Klänge bereichert ist, in diskreten und raffinierten Klangfarben, welche
sowohl an Webern wie auch an die französischen Impressionisten erinnern,
eine Musik, die sich in Gestik und szenischer Bewegung verlängert. Den
Improvisationen ging spürbar eine reife gemeinsame Reflexion voraus. So unterschiedlich diese Stücke sind, zwischen
Radau, Klamauk und tödlicher Stille, die alle anderen Geräusche
im Raum surreal werden lassen, eines ist ihnen gemeinsam: jeder Ton, jede
Bewegung, jede Pause ist präzise, diszipliniert und genau da, wo sie
hingehört
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