Rumänien musikalisch neu entdeckt
Ensemble Partita Radicale in der Tonhalle
Als Terra incognita gilt die Musik Rumäniens. Außer George Enescu hat es kaum ein rumänischer Komponist in den Klassik – Kanon geschafft. Das aus Wuppertaler und Kölner Musikern bestehende Ensemble Partita Radicale sowie die Düsseldorfer Sabine und Christian Roderburg (Klavier und Schlagzeug) gaben nun ein Konzert mit größtenteils zeitgenössischer Musik aus dem osteuropäischen Land.
Die Stücke von Irinel Anghel (geb. 1969), Myriam Marbe (1931 – 1997), Anatol Vieru (1926 – 1998) und Doina Rutaru ( geb. 1951) durchzieht eine gefangen nehmende Klangmystik. Die Affinität zum Gebrochenen wird in Marbes „Die unvermeidliche Zeit 94 “ für Klavier und Kammerensemble spürbar. Splitter von Akkorden, Bassgrollen des Klaviers und Vogelgezwitscher fügen sich zur eigentümlichen Allianz in einer surrealen Welt. Den Musikern gebührt großes Lob für die sorgfältige Einstudierung des ungemein anspruchsvollen Programms. wall
WZ Montag, 10. Oktober 2011


Partita Radicale in Dresden
Vor fast 20 Jahren schlossen sich die professionellen Musiker im Raum Köln und Wuppertal zu einem Improvisationsensemble zusammen – die lang gewachsene musikalische Partnerschaft war in der knapp einstündigen Aufführung namens „Wellen“ deutlich wahrnehmbar. Improvisationen im Bereich der zeitgenössischen Musik zeichnen sich oftmals durch starke Kontrastwirkungen und impulsives Spiel aus, doch hier hatte man den Eindruck, dass große Einigkeit nicht nur über die Großform der Aufführung herrschte, sondern auch über die Bewegung und Gestaltung des Gesamtklangs. Als Impulsgeberin fungierte Wasiliki Noulesa mit zum Thema passender Videokunst, die ähnlich wie das Spiel des Ensemble unaufgeregt und klar wirkte. Dieser ruhige akustische wie visuelle Fluss konnte sich entfalten, obwohl alle Musiker eine reichhaltige Palette zeitgenössischer Spieltechniken aufblätterte. Ich würde schlicht von entspannender Musik sprechen, und dass dies im Bereich der zeitgenössischen, zudem improvisierten Musik auf so natürlich – niveauvolle Art geschhehen kann, ist schon eine kleine Überraschung. Im 50er – Jahre Cordsessel enstand bei Partita Radicale die einfache Freude über eine im Moment entstehende Musik – Zurücklehnen erlaubt.
von Alexander Keuk, Neue Dresdner Nachrichten, 11.10.2008


... ein innerer Monolog zwischen Traumverlorenheit und manischer Heimsuchung
Lutz Lesle, Neue Zeitschrift für Musik, 10 / 2004, Mainz


Unter der Prämisse, sich gerade fern von Beliebigkeiten und improvisatorischen Allgemeinplätzen eine eigene, unverwechselbare Klangsprache zu erspielen, bleibt die Musik jederzeit dem Augenblick der Brechung, dem produktiven Störfaktor verpflichtet - und wird dadurch erst lebendig. Eine wohltuende dynamische Maxime also, deren zukünftigen Perspektiven man mit Spannung entgegensehen darf.
Dirk Wiesschollek, Porträtartikel über Partita Radicale in "Neue Zeitschrift für Musik" 6 / 2002, Mainz


Man lacht über die Badeentchen, die den Musikern hinterherrollen, und ist verzaubert und berührt von den intensiven Improvisationen der MusikerInnen. (…) Hier wurden nicht Musiker als Schauspieler verkauft, sondern die Musik um ihre immer immanente Theatrale Ebene erweitert.
Reinhard Gagel, ringgespräch über gruppenimprovisation, 6 / 2002, Berlin


„krimi“ spielt mit dem Genre. Die Musik-Theater-Symbiose verweigert ihren Personen die Erlösung und dem Publikum die Auflösung. (...) Die Rollenverteilung verschwimmt: die Musiker sind auch Personen im Stück, dieses wird dadurch zu einem theatralischen Konzert oder musikalischem Theater. Wenn dann die Instrumente bedrohliche Atmosphäre unterlegen, die sich unbewußt durch die Ohren in den Hinterkopf schleicht, eröffnet sich ein tiefer Zusammenhang.
Sebastian Pantel, Westdeutsche Zeitung, Düsseldorf, Dezember 2000


Die jungen Künstler vermochten es, filigranste und teilweise kaum noch wahrnehmbare klangliche Strukturen mit phantastischen Ausbrüchen zu kombinieren und zu kontrastieren. (...) Die Entwicklung der Stücke vollzog sich mitreißend und steigerte sich oftmals bis ins Groteske, um dann häufig mit großer Fallhöhe pointierend aufgelöst zu werden.
Daniel Schraad, WZ, Oktober 1997, Wuppertal


Das Programm Abaculi enthielt Stücke, deren Wurzeln in europäischer Kammermusik, ethnischer Volksmusik, atonalen Genres und neuer elektronischer Musik liegen. Das Ensemble bot mehr als Musik im engeren Sinne; es baute Räume, schaffte Welten um sich herum.
Jo Bech-Karlsen, Bergens Tidende, April 1996


(...) eine improvisierte Musik in dem surrealistischen Klima der 20er Jahre, in einem Klangfarbenhorizont, der durch außereuropäische Klänge bereichert ist, in diskreten und raffinierten Klangfarben, welche sowohl an Webern wie auch an die französischen Impressionisten erinnern, eine Musik, die sich in Gestik und szenischer Bewegung verlängert. Den Improvisationen ging spürbar eine reife gemeinsame Reflexion voraus.
Speranta Radulescu, Actualitatea Muzicale, Juni 1995, Bukarest


So unterschiedlich diese Stücke sind, zwischen Radau, Klamauk und tödlicher Stille, die alle anderen Geräusche im Raum surreal werden lassen, eines ist ihnen gemeinsam: jeder Ton, jede Bewegung, jede Pause ist präzise, diszipliniert und genau da, wo sie hingehört
Norma Null, Wuppertaler Nachrichten, November 1992